Symptomatik
Oft geben die Patienten einen laut hörbarer Knall („Peitschenhieb“) mit sofort einschießenden, stechenden Schmerzen oberhalb der Ferse an. Das Gehen ist erschwert und der Zehenstand nicht mehr möglich. Es kommt zu einer Schwellung an der Rückseite des Sprunggelenks und der Wade. Im Sehnenverlauf ist oft eine Delle oberhalb der Ferse auf Höhe der Sehnendurchtrennung zu tasten und es tritt evtl. ein Bluterguss oberhalb der Ferse auf.Diagnostik
Sie besteht zunächst in der körperlichen Untersuchung. Die Delle auf Höhe der Sehnendurchtrennung ist tastbar. Der einbeinige Zehenstand ist nicht mehr möglich. Bei Kompression der Wade kommt es normalerweise zu einer Bewegung des Fußes. Bei der gerissenen Achillessehne fehlt dies ("positiver Thompson-Test").- Röntgen Dies sollte erfolgen zum Ausschluss einer knöchernen Verletzung, besonders eines Ausrisses der Achillessehne.
- Ultraschall (Sonographie): Dabei kann die genauen Lokalisation des Risses und der Abstand der beiden freien Sehnen-Enden zueinander bestimmt werden.
- MRT-Untersuchung: Bei unklarer Symptomatik, z.B. bei einem Teilriss, kann eine MRT-Untersuchung ("Kernspintomografie") die Diagnose endgültig sichern. Therapie
Behandlung
Konservativ
Die Voraussetzung ist, die Sehnen-Enden lassen sich durch Spitzfußstellung (= Plantarflexion) zusammenbringen (im Ultraschall nachweisbar). Die maximale Spitzfußstellung muss durch eine Orthese (z.B. Vaco-Ped) konsequent für mindestens für 4 Wochen gehalten werden. In dieser Zeit darf der Fuß nicht einmal aus dieser Stellung geführt werden. Nach 4 Wochen kann die Spitzfußstellung in der Orthese langsam reduziert werden. Die Orthese sollte für 6 - 8 Wochen getragen werden.Die konservative Behandlung ist sehr gut geeignet für ältere Patienten mit erhöhtem Risiko für eine Operation oder für eine schlechte Wundheilung (z.B. Diabetiker). Nachteil ist eine gehäufte Rate an Rerupturen (d.h. die Sehne reisst erneut) und häufig eine leichte Kraftminderung in der Wade.
Operativ
Minimal-invasive-Technik
Dies ist unser bevorzugtes Verfahren. Über kleine Hautschnitte werden durch den oberen und unteren Sehnenstumpf kräftige Fäden unter der Haut durchgeführt. Beim Anziehen dieser Nähte legen sich die Sehnenstümpfe sicher aneinander. Die Rupturstelle der Achillessehne wird nicht eröffnet. In der Sehnenscheide hat sich nach dem Sehnenriss ein Bluterguss gebildet welcher wichtig für die Heilung ist (Blut ist der Klebstoff des Körpers). Dadurch sind die Bedingungen für die Sehnenheilung optimal. Bei konservativer Behandlung ist die Gefahr, durch eine falsche Bewegung des Fußes die Sehnenstümpfe auseinander zu ziehen. Dies ist durch die einliegenden Nähte nicht mehr möglich. Die Nachbehandlung erfolgt ebenfalls mit einer Orthese für 6 Wochen wobei nach 4 Wochen die Spitzfußstellung reduziert wird.Komplikationen sind in Einzelfällen eine Nervenirritation durch die Nähte und eine Wundheilungsstörung im Bereich der Stichinzisionen. Die Rate an Rerupturen ist im Vergleich zum konservativen Vorgehen deutlich reduziert, das Risiko für eine Wundheilungsstörung im Vergleich zum offenen Verfahren ebenfalls minimal. Aus diesem Grund empfehlen wir bei sportlich aktiven Patienten dieses Verfahren.
Offene Operation
Standardverfahren ist bei großer Distanz der freien Sehnen-Enden, die ein selbstständiges Heilen der Sehne nicht ermöglicht, die offene Sehnennaht. Bei schlechter Sehnenqualität (z. B. degenerative Vorschädigung) wird die Sehne im Bereich des Risses entweder durch spezielle Nahttechniken (z. B. Griffelschachtelplastik) oder durch Einarbeitung von zusätzlichem körpereigenem Sehnenmaterial verstärkt (z. B. Plantaris-longus-Plastik) Die Nachbehandlung erfolgt ebenfalls in der Unterschenkelorthese für 6 Wochen.Hauptkomplikation beim offenen Eingriff ist die Wundheilungsstörung mit möglicher Infektion. In der Literatur werden Raten um die 3 - 5% angegeben. Beim offenen Eingriff ist die Rate an Rerupturen und der Kraftverlust am Geringsten.
Auswahl des Behandlungsverfahrens
Bei der Wahl zwischen konservativer und operativer Behandlung sollten die sportlichen Ansprüche des Patienten berücksichtigt werden. Erfahrungsgemäß weisen operativ versorgte Achillessehnen eine höhere Belastbarkeit und somit ein niedrigeres Risiko für einen erneuten Riss (= Re-Ruptur) auf. Zudem ist die Funktionsfähigkeit (z. B. die Absprungfähigkeit) nach einer OP oft besser, besonders hinsichtlich hoher Ansprüche (im Leistungssport). Beim minimal-invasiven Verfahren ist das Risiko einer Wundheilungsstörung minimiert.Trotzdem ist die konservative Versorgung für ältere oder weniger aktive Leute eine sehr gute Alternative, da sie für normale Belastungsansprüche ebenfalls gute Ergebnisse aufweist.
Nachbehandlung
Nach der Operation legen wir bis zur gesicherten Wundheilung eine Kunststoffschiene für 7-10 Tage an. Dann erfolgt die Weiterbehandlung im Unterschenkel-Walker ("Vacoped"). Im Walker wird für 4 Wochen eine Spitzfußstellung eingestellt, diese wird in der 5. und 6. Woche postoperativ auf die Rechtwinkelstellung reduziert. Nach den ersten 4 Wochen mit Teilbelastung kann auf Vollbelastung im Walker übergegangen werden.Ab der 7. Woche postoperativ können normale Schuhe getragen werden. Für einige Wochen ist ein Fersenkeil von 1 cm im Schuh sinnvoll. Dann kommt Krankengymnastik und evtl. Lymphdrainage zur Anwendung. Wegen einer häufig länger anhaltenden Schwellung kann noch einige Wochen ein Unterschenkelkompressionsstrumpf getragen werden.
Training auf dem Fahrradergometer ist jetzt möglich. 3-4 Monate postoperativ kann mit Lauftraining begonnen werden. Die volle Belastbarkeit der Sehne z.B. für Fußball ist erst 6-9 Monate postoperativ gegeben.